Donnerstag, 26. November 2015

Wie schnell verliert man sein Herz zwischen Mondschein und Meeresrauschen?

Ich liege mit meinem Kopf auf seiner Brust und schaue bewundernd in den Sternenhimmel, während wir über das Leben philosophieren. "Glaubst du an Gott?", fragt er mich, den Blick eben so gen Himmel gerichtet. Den Mond fixierend antworte ich ehrlich: "Ja, irgendwie schon. Zumindest daran, dass es irgendetwas gibt, das hinter all dem hier steckt. Wenn diese Welt nur Zufall sein soll, dann wäre ja alles nichtig. Worin bestünde da noch der Lebenssinn?" Ich drehe meinen Kopf leicht, um in sein schönes Gesicht und seine blauen Augen zu sehen. "Naja, ich glaube auch schon, dass da irgendwas ist. Aber man kann dem nicht unbedingt einen Namen geben, es nicht einfach auf irgendeinen Gott oder eine Religion reduzieren. Woher sollen wir denn wissen, was es ist, wenn es so übermächtig ist? Und außerdem, unabhängig davon, denke ich, dass der Sinn des Lebens ist, einfach das Beste aus all seinen Momenten zu machen und sich möglichst weit zu entwickeln." Ich nicke. "So wie wir das hier mit der Reise auch vorhaben. Es wird nicht immer einfach, aber man muss sich eben bemühen. Aber weißt du, was mir manchmal fehlt, um den Augenblick wirklich genießen zu können?" Ich hebe nochmals meinen Kopf, um ihn besser betrachten zu können und fahre dann fort: "Ich finde, dass eigentlich alles, was man erlebt, viel schöner ist, wenn man es teilt. Mir fehlt manchmal einfach der richtige Mensch an der Seite, mit dem all diese Abenteuer wirklich perfekt wären." - "Ja, da hast du ja Recht. Aber schau mal, jetzt liegen ja wir beide hier. Und gerade ist es wirklich wunderschön."  Seufzend drehe ich mich wieder Richtung Mond, fixiere den fast vollen, hellen Kreis am Firmament. "Ich wünschte, ich könnte hier ewig liegen. Und noch bei dir bleiben", gestehe ich dem süßen, andächtigen Blondschopf unter mir, "Du machst es mir wirklich schwer, Morgen schon wieder abzureisen." - "Vielleicht will ich ja auch gar nicht, dass du gehst?", flüstert er in die Stille der Nacht. Abermals muss ich seufzen. Und so liegen wir da, mitten im kalten Sand in Australien, lauschen dem Brechen der glitzernden Wellen und bewundern die Sterne und den Mond, während wir uns untereinander so viel Wärme geben, wie es mir schon länger nicht passiert ist. Und als er dann noch beginnt, mir liebevoll über den Kopf und den Rücken zu streichen, ist wirklich alles perfekt. 

Außer der Fluss der Zeit. Irgendwann muss ich auf's Handy sehen und fürchterlich enttäuscht feststellen, dass es schon viel zu spät ist und wir aufbrechen müssen, damit ich am nächsten Morgen noch aus den Federn komme. Ich erhebe mich ein Stückchen, setze mich ihm gegenüber und schaue in seine sternenklare Augen. Dieses süßes Lächeln, das seine Lippen umspielt, erweicht mir das Herz. Tja, und da passiert es. Zwischen Mondschein und Meeresrauschen in einem vorsichtigen, zärtlichen Kuss verliere ich tatsächlich ein Stück von meinem noch immer zersplitterten Herzen. An jemanden, der so gar nicht ist wie du.

1 Kommentar:

  1. Oh man. Wundervoll. Der Text, das Gefühl. Danke, dass du den "Moment" mit uns, mit mir geteilt hast. Ich glaube, ich kann dich gerade ziemlich gut nachvollziehen. Und ich glaube, dass ihr das beste auf dem Moment gemacht habt. Solche Moment braucht das Herz, das Leben, jeder. Ich freue mich wirklich, dass du das erlebt hast. Darf ich fragen, wieso du abreisen musstest? Also, weil der Urlaub vorbei oder weil du weiter durch Australien ziehst?

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