Freitag, 30. Oktober 2015

Was bleibt, wenn man geht?

Ich liege eng an deinen Rücken gekuschelt, küsse sanft deine Schulter und genieße die letzte Nacht, die ich voraussichtlich mit dir verbringen werde. Ein paar einzelne Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich muss mich zusammenreißen, sie im Zaum zu halten, während ich an den nahenden Abschied denke. Bald bin ich über 16000 km weit weg, einfach nicht mehr da. Und das für fast ein Jahr. In dem Moment weiß ich, dass ich dir eine unausgesprochene Wahrheit noch sagen muss. Im Flüstern der Nacht, in der Stille deines Schlafes wispere ich es ehrfürchtig an deinen Nacken in die Dunkelheit. 
"Ich liebe dich. Immer."


*


Nun tickt der Countdown unaufhörlich und schreitet entgegen der Zeit zurück. Immer schneller rennen die Tage davon, obwohl ich sie nur einfangen und ein paar stille letzte Momente genießen möchte. Am liebsten mit dir. Doch unsere Stunden sind schon längst gezählt gewesen und sind mit dem Sand der Zeit zerflossen, um irgendwo im Unterbewusstsein zu verstauben. Und ich weiß, dass du mich bald vergessen wirst. Denn was wäre es auch wert, sich zu erinnern? Bedeutungslose Stunden bleiben nicht im Gedächtnis. Aber vor allem nicht im Herz.
Doch es gibt etwas, dass still zwischen den Zeilen meiner Briefe an dich steht, etwas das mit jeder kleinen Aufmerksamkeit einhergeht. Mitten in all meiner Sorge bleibt meine Liebe. Obgleich du sie vermutlich weder hören noch sehen wirst, weil sie nicht neongrell blinkt und lauthals schreit, wird sie warten und sich dir mit der Zeit beweisen. Und auch, wenn meine Botschaft dich in jener Nacht nicht erreichen konnte, wird es dann Gewissheit. Dein kluger Kopf wird zwischen meinen Worten lesen und durch all die Kleinigkeiten hindurchsehen und endlich begreifen. Hoffe ich.
Wenn ich dann wieder da bin, werde ich zumindest ein letztes Mal den Mut fassen. Um das auszusprechen, was zwischen der Vergangenheit und Gegenwart gedümpelt hat.

"Ich liebe dich. Immer."

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