Mittwoch, 23. Juni 2021

Über mir liegt ein dunkler Schleier, meine Gedanken sind von schwarzen Wolken verhangen. Während draußen die Sonne scheint und der Sommer zum Leben erwacht, sitze ich hinter zugezogenen Vorhängen und starre tagein, tagaus meinen Bildschirm an. Ich arbeite mehr, als ich es sollte, aber es gibt mir zumindest den Anschein von Normalität. Und es lenkt mich so gut ab. Für ein paar Stunden muss ich manchmal einfach an nichts anderes denken. Wenn draußen dann der Abend hereinbricht und ich mich nicht mehr konzentrieren kann, höre ich meistens auf. Um das bodenloses Loch voller Emotionen zu umschlingern und nicht hineinzufallen, suche ich weitere Dinge, die mich auf Abstand von allen Gedanken und Gefühlen halten können. Es gibt nicht viel, was hilft. Meine Freunde kann ich an ein paar Fingern abzählen und ich hab sie auch schon viel zu oft belästigt. Deswegen versuche ich alleine Dinge zu finden, die irgendwie meinen Kopf leerfegen. Aber das klappt selten. Und weil es dann meistens doch anfängt, weh zu tun, sitze ich irgendwann jedem Abend mit einem Glas Wein alleine vor dem Fernseher und hoffe, dass mich entweder der Alkohol schnell betäubt oder ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf finde. Oftmals ist es allerdings nur der Wein, der mich wohlig einhüllt und benebelt.

Mein Leben ist trostlos. Und weil ich das weiß, will ich nicht mehr weinen und traurig sein. Es bringt ja ohnehin nichts, niemand wird mich in den Arm nehmen können. Keiner kann mir sagen, es wird wieder alles gut. Denn nichts ist gut und es kann auch niemals wieder so werden. Ich bin leer und voll. Und wütend und traurig.

Hoffentlich lerne ich irgendwann, gar nichts mehr zu fühlen. Und wenn es soweit ist, werde ich mir schwören, nie wieder jemanden an mich heranzulassen. Ein drittes Mal überstehe ich ein gebrochenes Herz nicht. Ganz zu schweigen davon, dass es sowieso nicht mehr funktionstüchtig zu sein scheint. Denn mal ehrlich, wie kann man jemanden lieben, der einen täglich aufs Neue zerfetzt?