Donnerstag, 15. Oktober 2015

Die Kälte frisst sich in meine Knochen, als ich endlich und noch immer müde den Zug verlasse und nach Hause laufe. Während die Morgenröte kalt über die Bergkuppen der nun so weit entfernt gefühlten Heimat blinzelt, umnebeln mich neben der frostigen Luft nächtliche Gedanken. Ich bin wieder bei dir im Auto, starre ehrfürchtig die klaren Sternbilder an, die trotz der hohen Geschwindigkeit nicht vor meinen Augen verschwimmen. Während sanfte Töne aus deinem Autoradio klingen, werde ich furchtbar melancholisch. Alsbald versuche ich still und unauffällig ein paar Tränen wegzublinzeln, damit du nichts von meiner Traurigkeit bemerkst. Aber du kennst mich so gut, dass dir meine unbekannte Wortlosigkeit durchaus auffällt und du mich schließlich sanft fragst: "Ist irgendwas nicht in Ordnung?" Ich schaue dich kurz an, schüttele nuschelnd den Kopf und verliere mich schnell wieder in den drückenden Gedanken. Denn bald bist du weg, und wir tun wieder so, als wären wir simple Freunde. Mit einem kleinen Plus, das ein bisschen was addiert. 
Mir ist klar, dass es genauso stimmt. Aber jedes Mal, wenn wir uns wiedersehen, ich in deine braungrünen Augen blicke, spüre ich da etwas unter der Oberfläche. Denn irgendwo zwischen sanften Stirnküssen und unbewussten Umarmungen, zwischen dem Kuscheln und Umsorgen, ist immer noch mehr, als diese Freundschaft. Dann wird unser bisschen Mehr gefühlt ganz groß und ich bin kurz davor, dir ins Ohr zu hauchen, dass ich dich immer noch liebe. Und lieben werde. Ein Leben lang.

1 Kommentar:

  1. Wow, du schreibst wahnsinnig gut. Ich bin gerade ziemlich geflasht!

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