Montag, 21. September 2015

Es gibt viele Rückschläge im Leben. Die meisten treffen dich unerwartet, stoßen dich gegen die Brust und lächeln hämisch, wenn du ins straucheln gerätst. Aber dieses sachte Stolpern überleben wir, es wirft uns manchmal nur kurz aus der Bahn und verleitet uns zu einer kurzen Pause am Wegesrand. Viel schlimmer dagegen sind großspurige Rückfälle, die dich überfahren und wortwörtlich zum Fall bringen. Wenn man dann erst mal tief unten im Staub und Dreck seiner Erinnerungen liegt, das Gesicht zwischen Steinen und Erinnerungensscherben gebettet, die Hände tief vergraben im Matsch der dahinsiechenden Zeit, die sich nun Vergangenheit schimpft, kostet es aber so viel mehr Kraft, wieder aufzustehen. Und immer dann, wenn man sowieso schon gefallen ist und gleichzeitig selbst zerfällt, weil irgend ein spitzer Gedanke die geflickten Stellen des Selbst durchbohrt und zerreißt, will  man auch gar nicht mehr weiter. Allein auf den Weg zurückfinden, bedürfte so viel Mühe.
Aber keine Mühe ist genug, kein Mut so groß, dass man die Erinnerungslawinen überleben kann...zumindest nicht unbeschadet. Und so stellt man sich mental auf das heranrollende Unheil ein, wappnet sich selbst gegen eine neue Trümmerflut. Man versucht seinen letzten, kläglichen Mauer hochzuziehen und alles, was kommt, irgendwie nicht an sich heranzulassen. Doch die Gefahr droht nicht nur von dem, was über dich kommt, sondern auch von dem, was in einem ist. Bis einem bewusst wird, dass man schon längst im Treibsand der Vergangenheit liegt und die Erinnerungen auch dort glitzernd scharf den Kopf umschlingen, ist es schon zu spät. 
Man kann sich nicht vor dem beschützen, was man erlebt hat. Es wird immer einen Fuß voraus sein und im entscheidenden Moment umzingelt es das schwächliche Selbst, sodass es keine Chance hat. Also gibt man sich geschlagen, reist eine Zeit lang zurück, durchlebt den Schmerz der verronnen Monate nochmals und lässt diese böse Attacke über sich ergehen. Und vielleicht, mit ganz viel Glück, tut es dann irgendwann nicht mehr so weh, man überlebt alles was war, und wird endlich stärker.

Doch bis es soweit ist, werde ich noch tausende Male stürzen und mir meine alten Wunden aufschürfen. Es wird immer wieder brennen, die Narben werden größer und sichtbarer...aber irgendwann muss es ja vorbei sein. Denn so wie Liebe schwindet, hat alles ein Ende.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen