Ich betrete schnellen Schrittes den Physik Fachraum, haste seitwärts zu meinem Platz und schaue kurz zu meinem besten Freund. Er starrt gedankenverloren in entgegen gesetzte Richtung, meidet jeden Blickkontakt mit eiserner Miene. "Ignorieren wir uns jetzt komplett oder was?", werfe ich ihm eine Spur zu bissig vor und starre ihn an. Erschrocken registriert er meine Worte, murmelt ein "Was" hervor und schaut mir für einen Augenblick in die Augen. Aber das Desinteresse, das sich in seinen Zügen abzeichnet sowie die abwehrende Haltung könnten nicht größer sein. "Du hast mich schon verstanden", beende ich enttäuscht unseren Wortwechsel.
Dann beginnt der Unterricht und die Astronomiegeschichten prasseln auf uns nieder wie sanfter, plätschender Regen, der einen manchmal in den Schaf wiegt. Während ich ein bisschen mit meiner Banknachbarin herumwitzele, beobachte ich verstohlen meinen besten Freund, der so unglaublich weit weg erscheint, wie nie zuvor. Als der Pausengong die Halbzeit einläutet und uns für 5 Minuten vom schläfrigen Monolog unseres Lehrers befreit, treffe ich den Entschluss, es zu wagen. Ich will das klären, denn für solchen Stress ist mir die Freundschaft zu viel wert.
"He du, hast du nach der Schule mal 2 Minuten für mich? Ich würde gerne kurz mit dir reden." Mein bester Kumpel schüttelt sofort entschlossen den Kopf, nuschelt vor sich hin, dass er schnell nach Hause müsse und schenkt mir daraufhin wieder seine volle Abwendung. Fassungslos starre ich vor mich her, als ich ihn noch hinzufügen höre: "Das nervt alles. Hab ich keinen Bock mehr drauf."
Auch wenn er mich dabei nicht angesehen hat, die Message war an mich gerichtet. Klar und deutlich. Das war's. Dabei weiß ich nicht mal, was ich getan habe- außer, dass ich mich etwas vernachlässigt gefühlt habe.
Die restliche Zeit im Fachraum kriecht ödend dahin, zieht sich zäh wie Kaugummi. Ich sitze frustriert und verletzt in dem dämmrigen Saal, kämpfe gegen den Schmerz und die Tränen an. Das hat man davon, wenn man Menschen vertraut.
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