#118

“And that is how change happens. 

One gesture. One person. One moment at a time.” 

― Libba Bray, The Sweet Far Thing

Da stehst du plötzlich vor mir, in der kalten Morgenluft an der Bushaltestelle, während ich Musik höre und eigentlich den sich hellblau färbenden Himmel betrachte. Du küsst mich, oder ich dich, wie man das gerade sehen will und alsbald kann ich kaum meinen Blick wieder von dir heften. 

Du siehst so anders aus, plötzlich viel attraktiver und modischer und wenn ich dich mit deiner selbst von vor einem Jahr vergleiche, hast du so gar nichts mehr gemeins mit deinem alten Ich. Aber irgendetwas passt an diesem Bild nicht und viel zu schnell wird mir auch wieder bewusst, dass du dich auch innerlich verändert hast. Du bist nicht mehr der sich aufopfernde Freund, der bedingungslos Liebende, der mir jeden Wunsch von den Augen ablesen will, sondern nun ein selbstbewusster Typ, dem es an gesundem Egoismus nicht mangelt, ein Mensch, der nicht mehr alles geben würde, der aber dadurch auch stark geworden ist.

Eigentlich wollte ich das immer, dass du es aus deiner Verzweiflung schaffst, dass du lernst nicht immer nur zu geben...aber jetzt, jetzt stört es mich, zerstört mich.

Dein gesunder Egoismus tut weh und dein Agieren ist mir fremd geworden, wo soll das jetzt also hinführen?

Ich überlege, ob ich irgendetwas zu dir sage, ob ich ein Gespräch anfange, aber dein Blick ist so kalt und abweisend, wie schon lange nicht mehr, so dass ich schließlich nur ein "Dieser Bus ist mir zu voll...Ich fahre mit dem anderen" herausbringe.
Ein letzter Moment, wir schauen uns an, du nickst und dann steigst du in den Bus. Und ich weiß, dass das wieder ein Anfang vom Ende ist.