Sonntag, 3. März 2013

#117

The holy family...
and the terrible truth you don't want to see.

"Ich will nicht mehr darüber diskutieren", fällst du mir wie immer ins Wort, " du siehst doch ohnehin nur alles negativ. Er braucht eben Zeit, sich zu ändern- das geht nicht von jetzt auf gleich! Gib ihm und unserer Familie einfach mal eine Chance, auch wenn du dafür ein paar Abstriche machen musst- jeder muss das, damit es funktioniert. So... und jetzt will ich mich nicht noch weiter aufregen müssen. Wir können einfach mal über ein entspannteres Thema reden." Du lächelst mich vage an, während ich meinen Ärger wie jedes Mal runterschlucken muss. Er liegt mir wir ein Stein im Magen und manchmal, manchmal ist er eben so schwer, dass ich ihn vor deinem Angesicht hochzuwürgen versuche. Aber du tust alles nur ab, in deiner naiven Weise willst du ihn nicht verstehen und verzerrst die Wirklichkeit zu einem skurrilen Bild, das so grotesk ist, dass man fast darüber lächeln kann. Ich würde vielleicht auch lächeln, wenn mich das ganze minder betreffen würde und ich nicht mit beiden Beinen in dem Sumpf der ach so heiligen Familie sitzen würde. 
"Okay Mama, du willst nicht darüber reden, das akzeptiere ich. Aber dennoch sollst du meinen Standpunkt auch tolerieren." Ich sehe dir geradeweg in die Augen, in das verbissene Gesicht, das mir am liebsten die Worte entreißen würde, damit ich endlich meine Klappe halte. "Ich kenne deinen Standpunkt, aber dazu habe ich meine Meinung. Ich kann mich nicht mehr aufregen...", antwortest du mir.
Ich nicke, schlucke nochmals den Ärger runter, versuche den Stein an irgendeine Stelle in meinen Körper zu schieben, an der er nicht mehr entkommen kann, an der er keinen Weg aus meinem Mund findet. Aber an diesem verdammten Tag ist er einfach zu drückend. "Ich habe viel daran gedacht, was sein wird, wenn du wieder da bist, mit der Kleinen..." Aufmerksam beobachtest du mich und ich lese deiner Miene ab, dass du herausfinden willst, was ich damit sagen will...aber es gelingt dir nicht, wie immer. "Ich meine...du weißt wie er ist. Aufbrausend und...nicht mit Stress zu belasten. Wie soll das denn werden?"- " Jeder muss sich zusamenreißen, auch er und..." -" Wir kennen ihn doch und er wird es nicht...", unterbreche ich dich. "Er wird es, weil er es muss. Aber wieso denkst du an die Zukunft? Auch Gott hat gesagt, dass du dich nicht um den kommenden Pein sorgen sollst, sondern viel eher das Hier und Jetzt im Fokus behalten musst. Und jetzt ist es wirklich mal gut, ja?" 
Ich nicke abermals, krame in meiner Tasche herum, bis ich mein Schmink-Zeug gefunden habe und husche flink ins Bad, aus dieser Situation heraus. Es hat ohnehin keinen Sinn mehr, mit dir zu sprechen. Du willst wie immer nur das hören, das dich stützt, willst, dass jeder bei deinem bunten Spiel "Wie entkomme ich der Wahrheit" mitzieht. Ich kann das nicht, dafür bin ich zu realistisch. Tut mir Leid, Mama, aber ich passe nicht in deine Welt.



Als ich frisch fertig gemacht aus dem Bad heraustrete, musterst du mich. "Dein Vater wäre auch nicht besser, da würden ganz andere Dinge schief gehen. Du hast einfach nur ein rosiges Bild von ihm." Ich müsste eigentlich lächeln, dass gerade du mir so etwas unterstellst, aber ich zwinge mich zum Ernst. "Mama, du willst nicht mit mir diskutieren, also hör auch bitte auf anzufangen."

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