Mittwoch, 5. Dezember 2012

#107

"The beginning of love is a horror of emptiness."
(Robert Bly) 

Berstend voll mit Worten, habe ich vor Monaten jeden quälenden Gedanken einfach aus mir herausschreiben können, so dass der Schmerz zwar nicht verschwunden, aber der Druck weniger belastend war und mein Kopf wieder klarer denken konnte. Nun sitze ich wie so oft in letzter Zeit da und suche nach Gedanken, nach den schweren Balasten meiner Seele, und obgleich ich sie jeden Tag vor Augen und im Kopfe habe, fühlt es sich dann plötzlich leer und... nun, nicht gut, aber leicht an. Da ist eben nichts Greifbares mehr.
Wenn ich nun nichts finde, und doch aber weiß, dass es da ist, kommen die großen Fragen, die eigentlich nur von einem selbst beantwortet werden könnten, wenn man denn die Antwort auch aus sich herauslesen könnte. Schade, dass das nicht so leicht ist und verdammt sei es, dass ich hier sitzen muss und darüber nachzusinnen gezwungen bin, was Leid ist, ob ich es je empfand und ob es mir nicht eigentlich immer ganz gut ging. 
Ich könnte, der Einfachheit halber, mich dazu bewegen anzunehmen, dass ich im Vergleich zu anderen doch immer ein ertragbares Los gezogen hätte, dass Leid als etwas von unnatürlicher Schwere zu definieren sei und mich nie betroffen hätte, und dass ich doch eigentlich immer alle Fäden meines Lebens in den Händen gehalten hätte und notfalls sofort die Katastrophe hätte verhindern können, wenn mir danach gewesen wäre.

Nur leider gehöre ich nicht diesen freiwillig Blinden und Selbstbetrügern an.

Es gab Phasen, die sich auch heute noch wie ein roter Pfaden durch mein Leben weben, die mich derart zu Boden gerissen haben, die kaum auszuhalten und zu überwinden waren. In diesen andauernden Momenten bestand mein Denken aus Pein und Leid, ich konnte nichts Halt schaffendes greifen und verfiel sozusagen mehr und mehr dem Fall. Ich ließ mich gehen, lebte die Schwärze, lebte den Schmerz, lebte das Leid. Ich genoss den roten Pfaden, der sich plötzlich durch mein weißes Tuch zog, ich genoss diesen Anblick- aber dummerweise schob ich das Wissen um die Ewigkeit weg. 
Heute habe ich an Vernunft gewonnen und muss nun jeden Tag von der Beständigkeit meiner damaligen Dummheit sehen, ich würde allein schon deswegen nie mehr so handeln...denke ich.
Heute, ja heute, würde ich lieber tausend Worte und Gedanken schreiben, würde mich vielleicht sogar überwinden und reden, aber irgendwie ist im entscheidenden Moment immer alles weg.

Und ich weiß auch, wieso.
Die Liebe, die liebe Liebe, hat sich heimlich an meinen Worten gezehrt, hat mir meine Gedanken geklaut-saugt sie aus und spuckt sie zurück, aber nur in Form von unheimlichem Gedankenbrei, der zwar durchaus noch Balaste und genügend Schmerz beinhaltet, jedoch untauglich für die Öffentlichkeit ist.


Möglicherweise erscheint es töricht, die Liebe für die Leere zu bezichtigen, aber damit bin ich nicht allein.
Liebe ist Leere, Liebe macht Gedanken und Denken kaputt, Liebe ist kein rosaroter Traum und keine plüschige Wolke, auf der du dich ausruhen kannst, Liebe ist zehrend und aufwändig und der Henker in der Nacht, der Albtraum, wenn du meinst süß zu träumen, Liebe ist all das, was wir nicht glauben wollen.
Und nein, ich denke so nicht, weil ich enttäuscht worden bin oder unter ihr leider, ich denke so, weil die Zeit einem nie etwas Anderes beweisen könnte. Macht die Augen auf!

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