Dienstag, 22. Dezember 2020

 Der Lückenfüller, in den ich mich verliebte.

2015 war ein schmerzvolles und doch zukunftsträchtiges Jahr. Während ich zu Beginn noch glaubte, nie wieder aufstehen zu können und mich selbst aufgegeben zu haben, zeigte sich gen Ende ein unerwarteter Ausblick. Ich habe lange um eine verlorene Liebe getrauert, sie jeden Abend mit zu Bett und in meine (Alb-)Träume genommen. Habe an ihr festgehalten, weil ich wusste, dass diese eine, erste Liebe nie mehr wiederkommen wird. Und weil mich die Erinnerungen so schmerzten und meine Zukunft immer noch im Griff zu haben schienen, bin ich abgehauen. Habe von jetzt auf gleich meine Koffer gepackt, um in ein zehntausende Kilometer entferntes Land zu reisen. In der Hoffnung, den einen zu vergessen, der mein Herz und mich gebrochen hatte. 

Und plötzlich, schneller als ich es für möglich gehalten hätte, stand da jemand Neues vor mir. Du warst groß, mehr als 30cm ragtest du über mich hinaus. Blonde Haare und blaue Augen stachen mir entgegen. Ein Typ, dem ich zuvor nicht abgeneigt war, aber von dem ich nicht glaubte, er könne mein Herz berühren. "Typischer Sunnyboy", stempelte ich ihn leichtfüßig ab und dachte mir nichts dabei. Und selbst wenn man sich näher kommen würde, dachte ich, wäre ein "Für Immer" doch so weit entfernt. Ich habe nicht geglaubt, noch mal lieben zu können. Mich öffnen zu können. Weitermachen zu können. 

Und dann hast du mein Herz erobert.

Und hast mich vom Gegenteil überzeugt. Wie eine brechende Welle vor den Küsten der kleinen Stadt Byron Bay bist du über mich hinweggerollt und hast mich in deine Naturgewalt gesogen. Ich war gefangen in unseren Augenblicken am Strand und den zufälligen Begegnungen in fernen Städten, die wir selbst nicht für möglich gehalten hatten. Und auch wenn mein Herz noch an der Vergangenheit nagte, wollte ich sehen, was die Zukunft für uns beide bereithielt.

Und nun bist du immer noch da.

Wir haben viele Hürden überwinden müssen, um dort anzukommen, wo wir jetzt sind. Während du am Anfang bedingungslos in mich verliebt warst, haderte ich immer noch mit meinem gebrochenen Herzen. Doch die Zeit heilt alle Wunden- und ich verlor mich selbst an dich und deine Geborgenheit. Mittlerweile leben wir zusammen und blicken auf gemeinsame Jahre zurück.

Und bleibst du nun?

Mit der Zeit ist es schwieriger geworden. Du hast dich verändert, du hast neue Ziele. Und während deine neue Zielstrebigkeit eigentlich gut ist und dir vielleicht zu deinem Glück verhilft, bleibe ich manchmal zurück. Nicht, weil ich nicht auch Pläne für die Zukunft hätte, aber weil du mich außen vorlässt. Und ich weiß nicht, wie es werden soll. Aber ich erinnere mich mit trüben Blick  an einen Satz meiner Großmutter aus der Vergangenheit: "Die nächste Liebe ist nur ein Strohhalm, ein Lückenfüller. Sie muss nicht bestehen." Während es mir damals Hoffnung gab, macht es mich jetzt traurig. Denn auch wenn ich anfangs auf so einen Strohhalm hoffte, wollte ich nie, dass du nur ein Lückenfüller wirst. Selbst wenn ein Teil von mir dankbar für Ablehnung war, bist du doch immer mehr gewesen.

So viel mehr für mich. 

Du bist mein Leben.

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