Samstag, 21. Oktober 2017

Ich sitze alleine im Wohnzimmer, mein Glück liegt träumend im Bett und denkt vielleicht an mich. Mir ist etwas langweilig und so scrolle ich mich durch das Internet, bis mich die langsame Verbindung zu sehr stört. Genervt lasse ich mich meine Augen durch den Raum schweifen, ungewiss, was ich an einem Samstagabend mit mir selbst anfangen soll. Meine Augen bleiben an seinem Telefon hängen, das genauer genommen meins ist, und ganz offen und still auf dem Tisch liegt. Und so wie Gelegenheit Diebe macht, verfalle ich meinem altem Muster. Mit pochendem Herzen und lauschenden Ohren tippe ich den Sperrcode ein und klicke zielstrebig auf seine Chatverläufe. Ich weiß, dass ich nicht das Richtige tue und ich weiß, dass ich ein immenses Vertrauensproblem habe. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gefunden. Einen kleinen Satz, ein Wort, ein Zeichen des Verrats. Eine Lüge. Nie konnte ich mit dem Gefundenen ruhig weiterleben und meine Eifersucht oder mein Misstrauen beiseite legen. Wenn immer ich suchte, fand ich. Und begründete so, was man sonst nicht darf. 
Auch dieses Mal bin ich mir gewiss, es wird etwas geben, das mir aufstoßen wird. Sicher hat er wieder etwas zu seinem besten Freund gesagt, diesem Kleinstadtnazi der vor kurzem noch halb Thailand durchgevögelt hat, während er dort hart für seinen Sport trainierte. Ich kenne ihn nicht, aber ich weiß genug, dass ich das auch gar nicht ändern will. 
Während ich immer weiter zurückgehe, mich durch Nachrichten lese, stolpere ich plötzlich darüber. 

"Ich glaube nicht, dass das mit ihr hält..."

Kurz sticht es, meine Hände zittern etwas. Mein Herz rast, mein Atem verschnellert sich. Sowas hätte ich nicht erwartet, rede ich mir unehrlich ein und versuche, darüber verärgert oder gar traurig zu sein. Ich würde ihn gerne damit konfrontieren, wie er so etwas nur denken kann. Wir streiten uns natürlich immer mal wieder, niemand von uns ist ganz einfach. Aber muss so ein Verrat sein? Trotz dessen, dass ich versuche mich in Rage zu bringen, klappt es nicht ganz. Denn wenn ich ehrlich zu mir wäre, wenn ich mir aufrichtig in den Spiegel entgegen blicken würde, würde ich denken "Uh, das tut weh. Aber das habe ich auch schon mal gedacht. Gesagt. Und zurückgenommen". Dementsprechend schlürfe ich einfach nur an meinem Bier und klicke mich weiter durch Chats. Vielleicht finde ich noch etwas, vielleicht auch nicht.

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