Dienstag, 16. Juni 2015

"Gehen wir ein Stück?", fragt er mich, während er in seinem strahlend weißen Hemd und den stets auffällig hochgestylten Haaren auf mich zukommt. Ein Lächeln umspielt seine Lippen und nimmt mir letztendlich die Nervosität vor dem Gespräch- ich ahne ohnehin, worum es gehen soll, also Augen zu und durch.
Als wir uns schlendernd und rauchend von der Schule entfernen, beginnt er zu reden. "Also du, es ging mir noch mal die Dinge, die du im Club gesagt hast. Ich hab die zum Teil irgendwie akustisch nicht verstanden und..." - "Ich war einfach nur total betrunken",werfe ich hastig ein, "ich weiß selbst nicht mehr so ganz, was ich gesagt hab. Aber ist nicht so wichtig, kann man vergessen!" Sein Blick schweift offensichtlich skeptisch über mein Gesicht und ich kann nicht umhin, zu Boden zu blicken. Diese braunen Augen! "Nun, ich will aber nicht, dass das zwischen uns steht...und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir das klären müssen, weil ich dachte, du hättest es vielleicht so verstanden, dass daraus eine Affäre wird", durchbricht er ruhig die kurze Stille. "Ach Quatsch, niemals! Ich habe das nie so verstanden- und es ist wirklich alles gut, mach dir keine Gedanken wegen dem, was ich gesagt habe. Du bist glücklich mit deiner Freundin- und ich bin es auch", antworte ich gezwungen fröhlich, während ich nicht durchklingen versuche zu lassen, dass ich mir das aber durchaus gewünscht hätte, dass irgendwas aus uns wird. Mittlerweile sind wir im nahegelegenem, kleinen Park angelangt und lassen uns auf einer Bank nieder. "Weißt du, es ist ja nicht so, dass ich nichts für dich empfinde", beginnt er erneut, mittlerweile auch sichtlich nervös, während er gleichzeitig zwei Zigaretten aus seiner Schachtel zaubert. "Aber wenn du sowas sagst, machst du es doch nicht besser!", rufe ich aufgeregt dazwischen. Innerlich hämmert mein Herz gegen den Brustkorb und trägt zusätzlich mit einem leichten Flattern zu meiner Unruhe bei, während er erneut ansetzt und offenbar um die richtigen Worte ringt. "Weißt du, ich kann einfach nicht so ein Arsch sein und sie verlassen. Ich will ihr nicht das Herz brechen, nicht so." Daraufhin kann ich nicht mehr als verständnisvoll nicken und versuchen, mir abermals ein Lächeln abzukämpfen.
Erneut drängt sich ein ahnungsloses Schweigen zwischen uns, dass mit der Sonnenintensität und der leichten Brise sowie den zwitschernden Vögeln aber eigentlich nicht unangenehm ist.
Und dann ist alles scheinbar geklärt, obgleich die folgenden, ausgiebigen Gespräche mehr und mehr von diesem Knistern offenbaren, dass einst schon mal passierte. Aber zwischen Komplimenten und seiner Aufmerksamkeit darf ich nicht vergessen, wer wir sind- dementsprechend reiße ich mich zusammen, zwinge mich dazu, nichts zu empfinden, ihn nicht anzuhimmeln, anzuschmachten. Ich darf nicht darüber nachdenken, was wäre wenn, ich darf mir nicht vorstellen, wie es wäre, ihn wirklich zu küssen. Aber ich merke selbst, wie sehr ich mich dazu zwingen muss und verliere mal wieder ein bisschen was von dem Rest meines Herzen an diesen stilvollen Charmeur.

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