Dienstag, 28. April 2015

Ich habe Angst vor dem Morgen, an dem ich aufwache und begreife, dass einfach nichts besser wird. Dass du immer in meinem Herzen eingeschlossen bleibst und ab und an wie eine Bombe explodierst, um alles zu zerfetzen. Dass du für immer meine Gefahr, meine größte Katastrophe bleibst. Der, der mich auf den Boden zieht, in den Abgrund stürzt und liegen lässt. Mein Ende.
*
Jeden Abend lösche ich das Licht, lege mich leise zu Bett und schließe hoffnungsvoll die Augen. Müde und geschafft, weiß ich, dass mich kein Gedankenkarussell in den Schlaf begleiten wird, weil die vollgepackten Tage jegliches Gedankengut zermürben, ob Erinnerungen, Fragen oder anderes. Lediglich feiner Staub aus den zerbröselten Gedanken legt sich über unruhigen Träumen, die mich daran erinnern sollten, dass am Ende jeden Tages doch etwas bleibt. Dass du immer noch da bist.
Wenn mich dann mein Wecker aus den endlosen Tiefen der Nacht reißt und mich energisch in das kalte, graue Jetzt und Hier katapultiert, habe ich allerdings schon wieder vergessen was da träumerisch im Hinterstübchen vor sich geht, verdränge die Staubschichten aus vergangenen Augenblicken und Gefühlen in den Ecken. Das war alles nie da, unreal, unklar, bedeutungslos, nichtig und selbst wenn doch, ist es ja sowieso vorbei. Who cares, life goes on, trällert meine Vernunft wie ein munterer Morgenvogel und beschallt mich damit solange, dass diese Attribute wie ein Mantra auf dem Brett vor meinem Kopf festgenagelt sind. Blöd, dass man damit nicht so gut sieht. Und nur das glaubt, was dort steht.
Manchmal renne ich dann damit gegen eine Wand und die Nägel bohren sich fester in meinem Kopf, aber das mantraträchtige Schild bleibt stur und starr an Stelle und Ort. Doch hin und wieder rostet das Metall, das mir schmerzhaft tief im Kopf sitzt und mich wenigstens nur wütend macht, sodass sich ab und an das löst, was mir die Sicht versperrt. Es fällt klappernd zu Boden, mein Mantra, meine Lüge, und ich stehe vor dem selben bodenlosen Abgrund wie noch vor zwei Monaten. Dann merke ich wieder, wie mich diese quälenden Gefühle überrollen, wie ich schwach und jämmerlich immer noch an dem hänge, der die Macht besaß, mich auf's Tiefste zu verletzen und diese Fähigkeit auch nutzte.
Das sind die Momente der wahren Erkenntnis, die mich mit so großer Furcht erfüllen, dass ich doch am liebsten wieder springen wollen würde. Mich selbst verlieren und aufgeben, so wie schon einmal. Achtlos gegen mich selbst kämpfen, mich verwunden und zerstören. Mich hassen für das, was ich bin und nie war. Das ist leichter, als gegen den in den Abgrund schiebenden Sturm anzukämpfen.

1 Kommentar:

  1. Wie schön, dass du noch hier bist, um deine Worte zu teilen. Ich habe die Bloggerwelt für eine gewisse Zeit vergessen gehabt und bin auch wieder zurück. So schön zu sehen, dass einige noch immer hier sind. Viele sind nämlich auch gegangen, und umso mehr freut es mich deshalb, dass du noch hier bist <3

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