Mittwoch, 11. März 2015

Wir reden, ich schaue ihm wehmütig lächelnd in die Augen. "Es ist halt immer noch so schwer", quetschte ich mit erstickter Stimme hervor und blinzele ein paar Tränen weg. Aber so einfach wie ich mir das vorgestellt habe, funktioniert es nicht. Er sieht mich an, mitfühlend bis mitleidig und fordert mich schließlich auf, kurz frische Luft zu schnappen. Hin und her gerissen schüttle ich zuerst den Kopf, muss anhand des aufkommenden Gefühlstrubels doch geschlagen einwilligen. Und so flüchten wir für einen Augenblick vor die Tür, damit mich die Vergangenheit kurz überrollen und erschlagen kann. Ich schluchze jämmerlich vor mich hin, mein tränennasses Gesicht wird vom Rauch meiner Zigarette umhüllt. "Du weißt, dass er alles für mich war. Alles für mich ist. Meine Heimat und mein Herz. Das geht so schnell nicht vorbei", bringe ich schweratmend hervor. "Er ist nur wegen mir nicht gekommen. Er kann mich in feinster Weise mehr ertragen. Das tut so weh...denn es ist doch nichts so Schlimmes passiert, außer dass er mir das Herz gebrochen hat." Ich muss fast lächeln bei der Verharmlosung meines elendigen Kummers, aber diesen Galgenhumor würde dein bester Kumpel nicht verstehen. "Hey, das wird schon wieder, das geht vorbei!", spricht er mir optimistisch zu. Ich schüttele machtlos den Kopf. "Niemand wird diesen Platz je einnehmen, den er gefüllt hat. Aber es spielt ja alles keine Rolle mehr. Ich bin ihm ja egal...von jetzt auf gleich. Pass einfach auf ihn auf, bitte. Und such ihm die Richtige aus, damit das nicht noch mal so enden muss." Ich schaue ihm flehentlich in seine ehrlichen Augen, als er plötzlich zu grinsen beginnt. "He, keine Neue. Jetzt erst mal will ich ihn für mich haben! Ich brauch ihn doch!" - "Zum Zocken? Das wird die perfekte Freundin schon akzeptieren, keine Angst!", lache und weine ich zugleich. "Aber keine ist dann mehr wie du." Ich schaue ihn schmunzelnd an, so oft wie ich zwischen euch gestanden hab, hätte ich so viel Rückendeckung nicht erwartet. "Ich war ja auch nicht die Richtige", werfe ich ein. "Quatsch. Vielleicht wird das ja auch wieder!" Jetzt fange ich an zu lachen, lauthals kriechen die hohen Töne meine Kehle empor. "Nein, nein", rufe ich vom Gelächter geschüttelt und versuche im selben Atemzug meine Hoffnung totzutreten, "das kann nichts mehr werden. Das habe ich schon mal geglaubt und bin damit fürchterlich hingefallen. Ich hab nicht umsonst Beruhigungskapseln geschluckt. Ich brauche keine Hoffnung mehr, er hat sich entschieden. Endgültig."
Ein Hauch von Ratlosigkeit scheint seine Mimik zu überziehen, doch er gibt nicht auf. "Wer weiß...vielleicht merkt er irgendwann, dass er dich vermisst." Ich zucke nur die Schultern.

Und dann geht alles ganz schnell, Bilder und Geräusche rauschen im Sog des Abends an mir vorbei. Alles dreht sich und nichts bleibt, alles neigt sich und die Nacht verstreicht.
Als ich schließlich heulend im roten Auto nach Hause sitze, habe ich nicht nur zu viel Bier getrunken, sondern auch zu viel von der bitteren Realität geschluckt. Du verabscheust mich...scheinbar.
Aber irgendwo zwischen all dem war ein rosaroter Schimmer von Hoffnung.

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