Wie oft bricht ein Herz, bis es heilt?
Tränen tropfen auf meinen schwarzen, mit Blumenmuster verzierten Pullover, während ich krampfhaft mein Klemmbrett festhalte. Die Buchstaben, die sonst Wörter bilden und Sätze ergeben, verschwimmen, über all dem Lernstoff liegt ein Tränenschleier.
Eigentlich war alles gut- ich hab perfekt gespielt, wer ich nicht bin. Wenn es drauf ankam, haben meine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen, manchmal tönte aus meinen Mund gar lauthals Gelächter, als wäre alles Glück der Welt mir zu eigen. Währenddessen habe ich meine Tage gefüllt, mich in Massen und zu den Menschen gedrängt, auf der Suche nach irgendwem, der mich fangen kann, der mich halten kann. Als ich bemerkte, dass mich niemand rettet, dass nur ich mich selbst erlösen kann, hörte ich dennoch nicht auf daran zu glauben. Ich betete mir all die Lügen wie ein Mantra von der Seele, ich zwang mich, dich zu vergessen. Immer wieder sagte ich mir, dass es dich nicht gibt und nie gegeben hat, dass du kein Teil meiner Seele warst, der mir so viel Halt gegeben hat. Bei dir bin ich nie angekommen, war ich nie zu Hause, belog ich mich.
Aber wie es sich eben so mit kleinen bis großen Unwahrheiten begibt, führen sie nicht alle ewig hinter das Licht. Irgendwann fliegen sie auf, das Lügenkonstrukt bricht zusammen, die heile Welt bleibt stehen- und in dem Augenblick, in dem man innehält und begreift, was man wusste und doch nicht glauben wollte, tut es wieder fürchterlich weh. Der Schmerz kämpft sich an die Oberfläche, all diese immer noch von Liebe triefenden Gedanken bohren sich wie Nadeln in die Haut.
Und dann zerspringt es wieder, das kleine Ding hinter der Mauer, hört aber nicht auf zu schlagen, sondern spuckt solange Blut, bis jemand die Sauerei möglichst gut beiseite wischt, etwas drüber klebt und die Prozedur sich wiederholen kann, wenn die Wunde mal wieder zu sehr spannt und auseinander reißt. Ein allzu kollabierendes Geschehen, wie eine endlose, zermürbende Krankheit.
Wie oft bricht ein Herz, bis es heilt?
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