Wie ein Zug auf dem Abstellgleis wird man nur nach Nöten gebraucht, wenn wirklich dringender Bedarf anliegt und dieser nicht anders gedeckt werden kann. Normalerweise ist man überflüssig, unscheinbar. Würde man tägliche Verwendung finden, wäre man zu teuer, zu viel kostbare Zeit würde beansprucht werden. Und so muss man die Distanz akzeptieren, den Lauf der Dinge hinnehmen.
Jeder Zug ist irgendwann überholt, Technik wandelt sich- so wie wir.
Und dann verliert man an Bedeutung.
Es ist scheußlich, sich zu fühlen, als wäre man nur ab und an ein nennenswerter, sich rentierender Zeitvertreib. Denn eine Erklärung dafür liegt oft so fern. Wird man nicht vermisst? Wird man nicht so geliebt? Zweifel keimen auf fruchtbarem Grund, denn jede Distanz führt zu Fragen, wenn die Gründe nicht offensichtlich nachvollziehbar sind. Man analysiert, interpretiert, als nähme man den Deutschunterricht mit ins private Leben und fände Anwendung dafür. Aber die Ergebnisse bleiben viel zu oft schwammig, denn wo will man die vielen Textverweise, die vielen Fakten und Belege plötzlich hernehmen? Vielleicht hat man Glück, und der Alltag bietet hin und wieder brauchbares Material, doch meistens baut jede Interpretation auf Sand. Wir können nie sicher sein, die absolute Wahrheit wissen, denn dafür sind wir viel zu begrenzt.
Und dann? So ohne Beweise eine Interpretation zu verfassen, gestaltet sich nicht nur als fragwürdig, sonder gehört schlicht fast verboten. Wie oft kommen wir denn dadurch zu Fehlschlüssen?
Es hört sich so einfach an, und jeder mag selbst von sich und seiner Meinung überzeugt sein, aber wir müssen uns der Geduld üben. Klare Antworten sollten unser Ziel sein, nicht sie selbst aus unserer Vernunft, die nebenbei bemerkt nicht immer eine ist, erschaffen.
Egal wie schwer es fällt- die Zeit wird zeigen, woran man ist.
Aber auch wenn man sich den Mund verbieten kann, so wird der Kopf kaum das Denken einstellen. Es ist ein natürlicher Mechanismus, Situationen immer wieder durchzuspielen und die Dinge nach den eigenen Maßstäben auszulegen. Egal ob wir klug genug sind, unsere Analyse und Interpretation für uns zu behalten, wir können uns kaum gegen uns selbst stellen, gegen das was wir sind. Denken bleibt immer ein Teil von uns- egal wie zerstörerisch ein Gedanke sein kann.
Oft tut es weh, man möchte reden und endlich Gewissheit, denn jeder Moment in Unsicherheit führt zu Zweifel. Es ist quälend, belastend.
Und wir wissen kaum, was zu tun ist. Aber irgendwann kommt der Tag.
Jede Antwort wird dargebracht- und wir werden sehen, ob wir sie wirklich hören wollten.
Meistens tut die Wahrheit weh, aber es ist leichter mit der Wahrheit zu leben, als sich jeden verfluchten Tag Was-Wäre-Wenn-Gedanken zu stellen.
AntwortenLöschenDu hast dieses Gefühl aber ganz wunderbar und rhetorisch einwandfrei beschrieben wie ich finde. Klingt richtig gut.
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