#147

Another nightmare.

"Wir sitzen in deinem Zimmer bei gedämpften Licht, zu dritt auf einer Matratze mit einem Orange farbenem Bettüberzug. Während du dich angeregt mit ihr unterhälst, mustere ich jede Regung deines Gesichtes. Du bist so wunderbar, so offenherzig und gutmütig. Dein warmes Herz bringt alles zum Leuchten. Und du bist schön- zu schön für mich. Von deiner Perfektion schweife ich hinweg zu diesem Mädchen. Blonde Haare, atemberaubendes Gesicht und eine Figur, von der jeder träumt. 

Innerlich muss ich seufzen, sehe im Vergleich meine Makel und fühle mich schlecht. 

Irgendwann schließe ich die Augen, versuche zu dösen, denn ich will euch nicht stören. 

Doch kaum bin ich in meiner surrealen Welt angelangt, reißt mich eine Bewegung schon wieder in das jetzige Geschehen zurück. Der Abstand zwischen dir und ihr hat sich maßgeblich verändert, eure Hände umschlingen das Gegenüber und eure Münder bewegen sich begierig aufeinander.

Geschockt beobachte ich euch, beginne zu begreifen, was sich vor meinen Augen für eine verletzende Szenerie abspielt. Unkontrolliert schießen mir Tränen in die Augen, ein tiefer Schluchzer entrinnt meiner Kehle und meine Glieder zittern, als würde mich Todeskälte verschlingen. 

Endlich hört ihr auf, blickt mich beide an, du verwirrt und entsetzt, sie höhnisch triumphierend. 

"Es...es...tut mir...Das war ein Versehen! Tut...mir Leid!", stotterst du, setzt ein verschmitztes Grinsen auf. Ich kann nicht mehr als nicken, schlucke den Kloß in meinem Hals runter und versuche mich zu fassen. 

Als sie weg ist, reden wir noch lange. Was bleibt, ist mein Bitten, sie nie wieder zu sehen.

Graue Wolken stehen am Himmel, unterstützen meine verzweifelten Gefühle, die aus den jüngsten Ereignissen resultieren. Was soll ich davon halten?

Kaum ist ein neuer Tag angebrochen, kaum haben mich die alten Gedanken eingeholt, reißt mich ein neues Geschehen noch tiefer. Du und sie. Lachend, wie in deinem Zimmer, und mit einer Vertrautheit, die Bände spricht. Mein Herz zuckt, krampft und windet sich unter den Schmerz, den dieser Anblick auslöst. Ich fühle mich nicht nur ersetzt, sondern zutiefst verletzt. Plötzlich hebst du deinen Kopf und deine brangrünen Augen wenden sich für einen Moment von der blonden Schönheit an deiner Seite ab. Reflexartig ducke ich mich, will deinem Blick ausweichen, unsichtbar sein und verschwinden. 

Aber das Schicksal spielt mir keine guten Karten zu und so verliere ich. 

Du strahlst dieselbe Wärme und Liebe aus, wie einst bei mir, du bist kein anderer. Also liegt es an mir?

Während mein Kopf wild hin und her überlegt, wieso du keine Zeit mit deiner Freundin verbringst, merke ich nicht, wie ihr euch nähert, bis ihr vor mir steht. Dein leises, emotionsloses "Hey" erschrickt mich schließlich sogar, sodass mein Herz einen Schlag aussetzt. Ich will antworten, ringe um ein Wort, aber aus meinem Mund entwicht nur leise gestammelter Buchstabenbrei, der eure Ohren nicht erreicht. Doch ihr provozierender Blick und die Tatsache, dass sie auf einmal seine Hand hält, lässt mich die Sprache wiederfinden. "Wieso?" Nun weichst du mir aus, kannst meiner direkten Frage scheinbar  nichts erwidern. 

"Weil ich besser bin",zwitschert sie bittersüß, "und weil du dich nicht um ihn kümmerst, geschweige denn sorgst. Du könntest ihm nie dasselbe Glück bieten, wie ich!" 

Autsch. Herz raus."

PiepPiepPiepPiepPiiiiiieeeeeeepPppiiieeeeeeeeeeeeeeeeeep!

Mein Wecker beendet den kleinen Albtraum, reißt mich aus dieser komisch, real wirkenden Welt in einen neuen Morgen, der Gutes verheißen könnte. 

Aber die Gefühle, die bleiben.