Donnerstag, 4. Juli 2013

#134

Time keeps running,
with or without you.

Die Zeit rennt so unglaublich schnell davon, sie läuft mal vor, mal mit mir und manchmal schleift sie mich mühsam hinter sich her, da das Leben nicht einfach stehen bleiben darf. Die Welt muss sich mit der Zeit drehen, jeder muss in ihrem Rhythmus ticken, die gewohnten Runden machen und lächeln. Und so bin auch ich gezwungen, Schritt zu halten, selbst wenn nötig mit Anstoß.
Doch wenn das Ende jeden Monats mal wieder an mir vorbeigezogen ist und ein neuer Anfang näher rückt, kommen auch Erinnerungen wieder. Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr mit der Zeit leben können.
Erinnerungen an dich.
Zunächst versuche ich mich nicht von Vergangenem beeindrucken zu lassen und spiele mir selbst das Theater der Kühle und Taubheit vor, doch das Ticken jeder Sekunde rast unaufhaltsam auf diesen einen, dunklen Tag hinzu. Den 4. jeden Monats. Dein Todestag. Und mein Erstarren in der Zeit.
Natürlich habe ich versucht das Geschehene zu verarbeiten und zu akzeptieren, ich habe sogar geglaubt, dass langsam wieder alles seiner Richtigkeit entspreche, dass ich die Trauer und mein plötzliches Verharren im Lauf des Lebens kontrollieren und eindämmen könnte. Aber eigentlich, eigentlich habe ich nicht mehr gemacht, als mich in meine routinierten Tagesabläufe zu stürzen, um vollbeschäftigt das Schreckliche weit weg schieben zu können. Keine Zeit für Erinnerungen, keine Zeit für die schmerzende Wahrheit, viel zu viel andere Dinge, die erledigt werden müssten. Gefühle auf Durchzug, Augen zu und durch. Alles weg, weit, weit weg- in die hintersten Ecken meines Gehirns. Und dann leben. 
Leben, leben, leben.
Bis zum 4ten jeden Monats, bis zur Unausweichlichkeit der Wahrheit.

Und dann sitze ich da, sehe mir die Bilder von dir an, wie du lachst und deine Augen strahlen und rufe mir ins Gedächtnis zurück, dass es dich nicht mehr gibt. Dass diese Bilder nur Momentaufnahmen von einem verlorenem Leben sind, dass sie nur noch erinnern können. Wenn ich dann da so sitze und deiner erstarrten Fröhlich- und Lebendigkeit entgegenblicke, bildet sich ein Kloß in meinen Hals und Tränen kriechen mir in die Augenwinkel. Aber ich kämpfe gegen diese Momente an, blinzele die Gefühle weg, stürze mich in ablenkende Alltäglichkeit, bis der Tag vorüber ist.


Und schließlich rennt die Zeit wieder, springt auf einen neuen Anfang zu.


Aber nach all der Zeit, nach all den Augenblicken der stillen, am Herz nagenden Trauer, habe ich es dennoch noch nicht geschafft, dir je wirklich Lebwohl zu sagen. Ich schäme mich dafür, dass ich den Weg zu deinem Grab noch nie gegangen bin, um dir ein paar Blumen niederzulegen. Du hättest es verdient.
Und vielleicht würdest du sogar ein wenig lächeln, da wo du bist- so wie das letzte Mal, als wir uns begegneten. Du könntest fragen, wie es mir ginge, ob alles in Ordnung sei und ich würde mit ein paar Tränen im Auge lächeln und nicken und mit dir sprechen, bis ich Tschüss sagen muss.


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