Freitag, 7. Juni 2013

#130

When dying means forgetting,
I would never forget you and give you an endless life. 


Bedrückt schaue ich aus dem Fenster unseres kleinen Autos, lasse meine Augen unruhig über die Konturen von vorbeiziehenden Büschen, Bäumen, Wiesen und Feldern schweifen. Während sich die Momente bis zu jenem Punkt in die Länge ziehen, versuche ich mich auf das schon erwartete Bild vorzubereiten.  Der knorrige, schmale Baum, der braune Ackerboden dahinter...und vor allem die zwei Kreuze für zwei Leben.
Meine Finger wandern über das Handydisplay, ein wenig aufgewühlt warte ich auf ein emotionales Chaos, sehe dem Augenblick entgegen, der gleich kommen wird. Aber die Bilder dehnen sich, es folgt Baum auf Baum und Feld um Feld. Immer wieder springen meine Augen suchend durch die Gegend, aber sie finden nichts. Sind sie weg? Haben sie sie weggeräumt? Um zu vergessen? Um diesen Unfall zu verdrängen? Verunsichert lehne ich mich stärker ans Fenster, beobachte jede Unregelmäßigkeit der Landschaft haargenau. Detail um Detail betrachte ich, frage mich, ob ich die Stelle vielleicht auch einfach verpasst habe und will schon fast aufgeben, der Natur mein Augenmerk zu schenken, als ich sie plötzlich erkenne. 
Einsam stehen sie da, mit Bildern, umringt von einzelnen Blumen und Kerzen. "Der große Teddybär fehlt...", schießt es mir traurig durch den Kopf, " und das T-Shirt, das haben sie wohl auch weggeräumt. Oder?" Ein letztes Mal will ich diesen Ort für heute noch betrachten, aber er liegt schon längst hinter uns.
Während wir uns mit der Zeit unserer Stadt, unserem Dorf und schließlich unserem Haus nähern, warte ich auf das emotionale Chaos. Auf den Schmerz des Verlusts, auf die stille Trauer, auf all das, was mir Tränen ins Gesicht treiben würde, egal wie sehr ich mich zu wehren versuchte. Doch nichts geschieht.
Ein paar dumpfe, leere Gefühle rotieren in meinem Kopf, sind so klein und unscheinbar, dass sie hinter jedem alltäglichen Gedanken aber wieder verblassen können. Selbst als ich an dich und uns denke, an unsere gemeinsame Zeit vor deinem Tod, passiert nichts. Dort, wo du vor Jahren einmal einen Platz hattest, ist nur ein schwarzes Loch. Denn du bist weg. Tot. Und scheinbar, ganz klammheimlich, hat mein Kopf sich der Akzeptanz ergeben, hat das Geschehene hingenommen und weiß, damit umzugehen. Es fühlt sich falsch an, den Schmerz nicht mehr zu spüren, falsch, nicht mehr zu weinen und falsch, eine Leere anstelle deiner in Kauf genommen zu haben.
Aber ich habe mir geschworen, dich nie zu vergessen und glaub mir, das werde ich auch nicht. Immer werde ich dein hübsches Gesicht und die strahlenden, blauen Augen im Geiste vor mir haben, werde mich an deine schlanke, große Figur erinnern, die überall zwischen den Massen hervorragen konnte, werde unsere Vergangenheit hüten und ehren. Nur die Gefühle, die gebe ich der Leere hin. 




Du bist und bleibst unvergesslich.

2 Kommentare:

  1. dein text hat mich berührt, liebes.
    leere versprechungen sind auxh nicht besser.
    dass es dir nicht ganz in den kramm passt, ist selbstverständlich und etwas egoismus muss ein, bloß das klammeräffchen nicht :)
    interpretiert er sie ständig falsch oder wie?
    wirklich süß von ihm, dass er auch interesse daran zeigt.
    wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen? :)
    haha, also ich find's gut und die vorstellung davon, herrlich :D
    irgendwie ja doch ..

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  2. danke, wie süß du bist :)
    ich würde am liebsten dasselbe für dich tun und versprich mir auch nie aufzugeben, ja?
    ich weiß und ich bin es auch für dich ..
    das kannst du nicht ändern. weiß er wie du darauf reagierst? obwohl er liest ja deinen blog ..
    oh nein, der arme :D
    das tust du aber, weil du ansonsten nicht mit ihm zusammen wärst.
    geht doch, solange halten keine beziehungen aus meinem umfeld! :D
    wie lange warst du mit deinem ex zusammen?
    ich und meine neugier :D
    äh, doch?! :D

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