This world isn't as perfect as it seems.
Deine vorwurfsvollen, kritisierenden, teils verletzenden Worte hallen noch immer in meinem Kopf wider, prallen an leeren, unwichtigen, sinnlosen Gedanken ab und legen sich wie ein Schleier vor mein inneres Auge. Immer wieder sehe ich dich da sitzen, wie du in Rage deine Moralpredigt vonstatten gibst und mir dabei böse Blicke zuwirfst. Natürlich sollte mir bewusst sein, dass du als mein Vater wann immer dir beliebt solche Ansprachen halten darfst- aber nie hätte ich erwartet, dass du es tatsächlich tust.
Alle Freiheiten der Welt hast du mir geboten, die perfekte Welt hast du verkauft, doch muss ich nun den Preis im Nachhinein erkennen, der meine ständige Gehorsamkeit und Unterwerfung deiner verlangt. Als ich mit verschlossenen Augen den Schein an mich nahm und das Glück zu greifen ersuchte, waren sämtliche Sinne meiner taub und lobpriesen dich als den idealen, liebenden, aufrichtigen Vater. Ein Vater ohne Groll und Wut, ein Vater dessen Ärgernis ich nie erregen könnte, ein Vater, dem ich eine gute Tochter sein kann. Aber ich muss mir eingestehen, dass ich nie gut war, nie gut genug für dich. Obgleich du mich als deinen Stolz verkündet hast, obgleich du mir die Welt versprachst- so habe ich dich, wie du auch mich, im gleichen Sinne ent- und getäuscht.
Es kommt die Zeit, in der wir aufwachen müssen von unserer perfekten Welt, von dem glänzenden Schein und den erlogenen Tugenden. Du bist nicht der perfekte Vater, so wie ich nie eine perfekte Tochter war- und unsere perfekte Welt ist auch nicht mehr, als ein leeres Versprechen, in dem wir uns zu leben wünschen. Bitte, lass uns die Wahrheit erkennen und uns verzeihen. Denn sonst kommt eines Tages die Realität und kracht in jeden erbauten Traum, kollidiert mit jedem erbetenen Wunsch und zerstört letzten Endes unseren Willen. Und was ist ein Mensch mit gebrochenem Willen? Was ist ein Mensch ohne Traum, ohne Wunsch? Gleicht er nicht einer leeren Hülle, die still vor sich dahinvegetiert? Ein gedankenloses Sein, ausgelaugt, ausgezerrt von der Realität?
Wir wollen nicht so sein, nie so sein. Lass uns aufwachen. Lass uns verzeihen. Lass uns an uns arbeiten, um unsere Welt zu erbauen- und lass uns nicht in diesem Schein leben, der einen jeden nur kaputt macht.
Oh, ich hoffe auch, dass all mein Leid bald verschwindet - spätestens sobald ich in der Klinik war.
AntwortenLöschenUnd ich danke dir vielmals für dein Angebot, wirklich. Dasselbe kann ich auch nur zurückgeben. Also falls was sein sollte, darfst du dich gerne melden und das muss auch nicht unbedingt öffentlich sein, wenn du magst, kannst du meinen Skypenamen oder meine ICQ-Nummer kriegen, wie auch immer du's dir wünschst. :)
... Und dieser Text, er ist so berührend, so ausdrucksstark. Deine Worte begeistern mich mal wieder ... toll!