Montag, 6. Juli 2015

Wir sitzen im Außenbereich einer Bar, schieben den Zucker in unseren Mojitos von links nach rechts und werfen uns so viele, tiefe Blicke zu, während wir mit banalen Gesprächsthemen das eigentlich wichtige strikt vermeiden. Er braucht meinen Rat für Entscheidungen, die er im Herzen selbst schon getroffen hat, aber die Konsequenzen mal wieder nicht tragen möchte, weil das ja zu schwer wäre. Und ich schwärme von meinem bevorstehenden Urlaub, plänkele über eine Zukunft in meiner früheren Traumstadt der Freiheit, obgleich mir ganz andere Dinge unter den Nägeln brennen.
Doch plötzlich greift er die Gelegenheit beim Schopf. "Ich hab übrigens mit meiner Freundin klar Schiff gemacht", beginnt er zögerlich und versucht gleichzeitig meinem fragenden, skeptischen Blick Stand zu halten. "Ich habe ihr erzählt, was zwischen uns passiert ist und wie die Situation momentan aussieht. Und jetzt machen wir eine Pause und sehen weiter." Enttäuscht starre ich in mein Cocktail Glas. Zwar hatte ich nicht erwartet, dass überhaupt irgendwas passiert, aber diese Art von Bereinigung entsprach in meinen Augen nicht einer angemessenen Lösung. Immerhin weicht er so auch nur wieder dem Risiko aus und hält sich sämtliche Hintertüren offen. "Na dann wünsche ich euch beiden mal, dass ihr das wieder hinbekommt und zueinander findet. Wenn du sie liebst, wird das schon klappen", antworte ich gespielt lässig und schlürfe daraufhin an meinem Strohalm. "Hmja, ich weiß nicht. Ich wollte dir das nur gesagt haben...Aber lass' uns jetzt wieder über was anderes sprechen", weicht er betreten aus. Aber ich schüttele den Kopf, war ja irgendwie klar, dass er sich nun weiter drücken möchte, obwohl eine kleine Auseinandersetzung mit dem Geschehenem doch nötig gewesen wäre. "Tut mir Leid, dass das alles so passiert ist und du jetzt in so einer prekären Lage steckst", entschuldige ich mich mit bissigem Unterton und meide jeglichen Augenkontakt. "Nein, nein", wirft er hastig und überrascht ein, "so war das auf keinen Fall gemeint, du kannst dafür ja nichts!" Daraufhin weiß ich nicht, was ich noch sagen soll und zucke mutlos die Schultern. In was bin ich da nur hineingeraten? Was hab ich mir dabei bloß gedacht?
Im folgenden Gespräch wird sämtliches angekratzt, oberflächlich gespaßt und gelacht, aber ich fühle mich nicht mehr richtig an Ort und Stelle. Immerhin dachte ich, dass er irgendwie, irgendwas für mich empfindet, habe vielleicht sogar gehofft, dass ich ihm mehr bedeute, als seine Freundin. Doch zwischen gedankenlosen Aussagen von "Du bist echt wie meine Mutter" über "Weißt du, dass du eine echt super gute Freundin bist, die mich versteht? Ich hab das Gefühl, dass du in mich hineinschauen kannst und mich begreifst" bis hin zu "Was machst du nur mit mir? Du verdrehst mir den Kopf!" verliere ich meine Zuversicht und strande zwischen Verwirrung und Enttäuschung. Warum kann er nicht endlich eine handfeste Entscheidung machen, einen einmaligen Cut ziehen und das wagen, was er begehrt? Hat er Angst oder will er es doch nicht genug, um etwas anderes dafür aufzugeben? Abwesend sitze ich neben ihm, frage mich all jenes und doch auch nichts. Denn vielleicht will ich eine Antwort gar nicht wissen, weil sie weh tun könnte.
Denn wenn eines stimmt, dann wohl die Tatsache, dass es ihn nie lange an Ort und Stelle hält. Jung wie er ist, strebt er in alle Richtungen und genießt alles, er lebt für den Moment und nicht für eine Zukunft. Wenn er also an Beziehungen denkt, dann klingen schon ein paar Monate für ihn viel, während ich auf eine kleine gemeinsame Ewigkeit hoffe. Er weiß, was er will- und doch auch nicht.
Aber all das sollte mich nicht kümmern, denn vielleicht war das auch definitiv das letzte Treffen.


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