Samstag, 23. Juni 2012

#74

Hopeless, you're hopeless.

"Ich mache immer alles kaputt, ich weiß das. Ich bin ein Arsch, tut mir Leid." Nachdem ich seine Sms und die von ihm darauffolgenden Nachrichten mehrmals gelesen habe, entscheide ich mich doch dazu, das nächste Handyklingeln nicht zu ignorieren und mit ihm zu sprechen- immerhin kann bald nicht mehr schiefgehen, wenn man bedenkt, wie grandios wir wieder dabei sind, unsere Träume niederzureißen und alle Wünsche zu verbrennen. 
Ein leises Klingeln lässt mich zusammenzucken und ich will mein Handy schnell an mich nehmen, doch noch bevor meine Finger es tatsächlich umgreifen können, hat sich der Anrufer wohl umentschieden und aufgelegt. Wütend starre ich Löcher in die Luft, überlege, ob ich zurückrufen sollte oder weiter dem Schmollen verbleibe, so wie ich es ursprünglich getan hätte, wenn meine Gefühle mich nicht zu dem Gegenteil bewogen hätten.
"A-oh." Eine neue Nachricht. Während ich mit meinen Augen eilig das Geschriebene überfliegen, beginnen in mir die Emotionen zu kochen. "Ich wünschte echt, mich hätte es nie gegeben." Sauer hacke ich eine Antwort in die Tasten und hoffe, dass du wieder zur Vernunft kommst und aufhörst, dich derartig selbst in den Dreck zu treten, wobei mir schon jetzt klar ist, dass das einmalige Beginnen der Selbsterniedrigung ein fast unstopbarer Prozess ist, der deinen Kopf bestimmt. "Wenn ich alles wieder gut machen kann, dann sag es. Aber vermutlich wird es keine Entschuldigung für mich geben." Jedes neue Wort bringt mich immer mehr in Rage, zieht mich in das brodelnde Wasser der Wut, welches wiederum jeden einzelnen Buchstaben in meine Haut brennt, nur um dann schmerzhaft über die verletzten Stellen zu fließen und alles restlos zu einem grauenvollen Bild zu gestalten; Wunden über Wunden, Schmerz über Schmerz und nebenbei Gedanken über Gedanken. Ein Gipfel der Gefühle- und ganz oben sitze ich, schaue auf dich herab, während du hilflos mit den Armen wedelst und in deinem Meer der Schatten aus Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexen versinkst- will dich retten, mich schützen, unserem Sein helfen. Wollen bestehen, überleben, gemeinsam stark sein. 
Ich weiß, wie du dich fühlst, welche Abgründe dich verschlingen wollen; kenne jede Tiefe, vor der du stehst und weiß von jenem Monster, dass in uns tobt. Aber gerade weil mir all das bekannt ist, sitze ich auf meinem Gipfel mit verbundenen Händen und schaue geknebelt deinem Untergang zu. Will dich retten, muss mich schützen- unserem Sein die Hilfe verwehren? Kann denn nur einer leben, wie's ihm beliebt oder kann es auch uns beide geben?


Ps: Tut mir Leid, dass ihr solange nichts von mir gehört habt, aber mir fehlten die Worte zum Schreiben.

3 Kommentare:

  1. Wunderbar geschrieben, aber doch so traurig.
    Alles Liebe.

    xx, Jasmin.

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  2. ich glaube, ich kann dich verstehen. kann den zwiespalt zwischen "wach auf und hör auf dich selbst fertig zu machen" und "ich helfe dir da wieder rauszukommen" nachvollziehen.
    ich wünschte ich könnte dir einen rat geben, doch in dieser situation gibt es kein richtig und kein falsch.
    ich wünsche dir kraft, drücke dich in gedanken sehr doll und weiß, dass du all das schaffen wirst.

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  3. klingt sehr traurig, was ist passiert?
    mir fehlt es unsere langen gespräche und deine ratschläge :*

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